Starkbierfest 2025
Anton Silbernagl verabschiedet sich in Sankt Wolfgang nach zwei Jahrzehnten als Fastenprediger und macht sich dabei wieder über Politiker lustig. Damit ist jetzt Schluss, denn der Fachkräftemangel bleibt auch für das Gasthaus Schex nicht ohne Folgen.
Zum letzten Mal amüsant derbleckt
Anton Silbernagl verabschiedet sich in Sankt Wolfgang nach zwei Jahrzehnten als Fastenprediger und macht sich dabei wieder über Politiker lustig. Damit ist jetzt Schluss, denn der Fachkräftemangel bleibt auch für das Gasthaus Schex nicht ohne Folgen.
Von Thomas Daller, Sankt Wolfgang – sueddeutsche.de
Abschiedsfeier einer Institution: Zwei Jahrzehnte lang hat Gastwirt Anton Silbernagl in seinem Gasthaus Schex in St. Wolfgang beim Starkbierfest Politiker derbleckt. Was der Nockherberg für Bayern ist, war für den Landkreis Erding die Fastenpredigt des „Schexn Done“. Immer pointiert, aber nie verletzend. Am vergangenen Freitag fand die allerletzte Vorstellung statt. Aber nicht, weil es dem Wirt in diesen Zeiten an satirischem Material mangelt, vielmehr hat nun auch der Fachkräftemangel in der Gastronomie den Schex erfasst: „Ich bekomme nicht mehr genügend Personal“, sagte Silbernagl.
Zum letzten Starkbierfest erwies die politische Prominenz Anton Silbernagl wieder die Ehre, vom CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz über Staatsministerin Ulrike Scharf und Landrat Martin Bayerstorfer bis zu Erdings Oberbürgermeister Max Gotz und weiteren Bürgermeistern der Region.
Silbernagl fragte gleich zur Begrüßung Andreas Lenz, ob er wisse, warum das Reichstagsgebäude über eine Kuppel verfüge. Die Glaskuppel sei ein Symbol für Transparenz, antwortete der Bundestagsabgeordnete. Silbernagl hatte eine andere Interpretation: „Es gibt keinen Zirkus mit einem Flachdach.“
Auch Martin Bayerstorfer veralberte er, weil dieser nicht nur langjähriger Landrat, sondern auch Chef des Klinikums Erding ist. Hinterfotzig begrüßte er ihn als „Doktor“ Martin Bayerstorfer, eine Pointe, die ebenfalls zündete.
Silbernagl instrumentiert aber seine Fastenpredigt nicht für eine Generalabrechnung mit der CSU, er weiß da sehr wohl zu unterscheiden. Bei Staatsministerin Ulrike Scharf beispielsweise, die eine „bemerkenswerte Rede im Landtag gehalten hat“: „Du hast gesagt, die AfD schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland, ihretwegen machen Investoren einen Bogen um unser Land. Die AfD steht für Destruktion, Volksverhetzung, Spaltung, Hass und Verharmlosung der schlimmsten Menschheitsverbrechen in deutschem Namen. Respekt Ulrike.“
Aber am CSU-Parteivorsitzenden kommt er natürlich nicht vorbei: „Die neue Regierung macht jetzt genau das, was Robert Habeck als Wirtschaftsminister machen wollte und wofür ihn vor allem unser Ministerpräsident Markus Söder aufs heftigste kritisiert hat, nämlich neue Schulden aufzunehmen, um mit Investitionsprogrammen zur Infrastruktur die Wirtschaft in Schwung zu bringen. Ja, die Grünen sind an allem schuld.“
Und dabei habe die Union noch Glück gehabt. Nur wenige Tausend Stimmen mehr für das BSW und die Union hätte für eine parlamentarische Mehrheit neben der SPD auch noch die Grünen für eine Koalition benötigt. Söders Canossa-Gang malte sich Silbernagl genüßlich aus: „Ich als Grüner hätte darauf bestanden, dass Markus Söder mit nacktem Oberkörper grün angemalt und mit einem kleinen Windrad auf dem Kopf einen ganzen Tag durch München laufen muss.“
Die Freien Wähler ließ er auch nicht ungeschoren, die erst gegen neue Schulden gewettert hatten und dann doch eingeknickt seien: „Der Aiwanger hat gesagt, wer ohne Schulden ist, der werfe das erste Flugblatt.“
Wieder einmal gelang Silbernagl auch das Kunststück, mit kommunalen Themen Brücken zur großen Politik zu schlagen, beispielsweise aktuell zum Bau von zwei neuen „Pamperlbrücken“ auf der B15 zwischen St. Wolfgang und Dorfen. Das Projekt ist mit 5,5 Millionen Euro veranschlagt. Beim Bund sitze das Geld wohl sehr locker. Silbernagl wandte sich an Bayerstorfer: „Die repariert man mit dem Maschinenring für 350 000 Euro. Steuerfrei, oder Landrat?“
Es bleibt nur ein kleines Stüberl für die Gäste
Es gab viel Beifall für die Fastenpredigt, der große Saal des Wirtshauses war mit rund 350 Gästen voll besetzt. Als sich Silbernagl anschließend zu Pfarrer Martin Ringhof an den Tisch setzte, redete dieser ihm zu, mit den Fastenpredigten doch weiterzumachen. Auch die SZ fragte nach, ob er es sich nicht doch noch einmal überlegen könnte. „Hauptursache ist das mangelnde Personal“, sagte Silbernagl. „Aber wenn ich mir auch unsere politische Entwicklung so ansehe, dann würden sie mich in ein paar Jahren, wenn ich dann noch dort oben stehe, vielleicht verhaften.“ Und das schien nur halbwegs witzig gemeint zu sein.
Im Herbst dieses Jahres soll der gesamte Betrieb des Wirtshauses heruntergefahren werden. Dann soll vom „Schex“, in den vergangenen Jahrzehnten vielfach ausgezeichnet als eine der besten regionalen Küchen Bayerns, nur noch ein kleines Stüberl für die Gäste bleiben. Jammerschade und neben dem kulturellen Verlust des Politiker-Derbleckens auch ein kulinarischer für den ganzen Landkreis.
Grüne Watsch‘n treffen ins Schwarze
Alexandra Anderka – merkur.de
Da Done derbleckt einfach köstlich: Beim „allerletzten Starkbierfest“ beim Schex führte er die anwesenden Politiker ordentlich vor. Den Gästen jedenfalls schmeckte der Abend sowohl kulinarisch als auch intellektuell.
Trotz unterschiedlicher Meinungen sich in die Augen schauen können und gemeinsam anstoßen – so war es Jahrzehnte lang in Bayern und so sollte es auch wieder werden. Beim Starkbierfest im Gasthaus „Zum Schex“ in St. Wolfgang kam am Freitagabend genau diese Stimmung auf. Nach dem Politiker-Derblecken standen zum Finale Bürgermeister, Minister und Pfarrer auf der Bühne, prosteten sich mit dem hellen Bock vom Bräu z‘Loh zu und erzählten Witze.
Das Starkbierfest beim Schex ist seit 20 Jahren beliebt, der Saal war zum Bersten voll. Fastenprediger und Wirt Anton Silbernagl beherrscht die hohe Kunst des Politikerderbleckens und lockt so auch die Prominenz nach St Wolfgang. Die 350 Gäste amüsierten sich köstlich bei Fastenpredigt, Musik-Kabarett von Thomas Voglmayer, gutem Essen und süffigem Starkbier.
Als Wirt und Prediger eine Legende
Nachdem Silbernagl seine Gäste persönlich zu ihren Plätzen begleitet und die Blasmusik St. Wolfgang für den musikalischen Auftakt gesorgt hatte, nahm er sich als Fastenprediger die Politiker zur Brust. Seine Rede war kritisch und kurzweilig, er las den vorwiegend anwesenden CSU-Politikern die Leviten, wurde aber nie beleidigend oder ging gar unter die Gürtellinie.
Themen waren unter anderem die Koalitionsverhandlungen, der riesige Schuldenberg und der damit verbundene „Wahlbetrug“ der CDU/CSU. „Tja, wennst an der Seitenlinie stehst, dann is des ganz einfach, aber wennst selber spuin muaßt, dann schaut de Gschicht scho a bisse anders aus“, meinte er süffisant.
„Die neue Regierung macht jetzt nämlich genau des, was Robert Habeck als Wirtschaftsminister macha woit und wofür ihn vor allem unser toller Ministerpräsident Dr. Markus Söder aufs Heftigste kritisiert hat: neue Schulden aufnehmen, um mit Investitionsprogrammen die Wirtschaft in Schwung zu bringen.“
Aber das Draufhauen, Verspotten und Verhöhnen der Grünen komme der künftigen Regierung jetzt ziemlich teuer: „1000 Milliarden zusätzlich, um genau zu sein“. Als Grüner habe der Fastenprediger darauf bestanden, „dass da Markus Söder für die Zustimmung zum Schuldenpaket mit nacktem Oberkörper, grün angemalt und mit einem kleinen Windradl auf dem Kopf einen ganzen Tag durch Minga laffa muaß“.
Aber auch die St. Wolfganger hauen mit dem Geld nur so um sich: „5,5 Millionen Euro san für de zwei Pamperlbrücken über d´Goldach veranschlagt.“ An Landrat Martin Bayerstorfer gewandt meinte er: „De reparierst du mitm Maschinenring für 350 000, steuerfrei, oder?“ Wo er schon gerade beim Kreischef war, ermahnte er, dass dieser mit gutem Beispiel vorangehen müsse, um das Erdinger Klinikum zu retten: „Martin, wo kannt ma di no überall operieren? Brustvergrößerung, Lippen aufspritzen, neue Hüfte und drum herum?“
Zum Abschied gab‘s viel Lob
Für den Fastenprediger gab es viel Lob: „Unheimlich amüsant, ein feiner Humor“, fasste Scharf im Gespräch mit der Heimatzeitung zusammen. Dem stimmte auch Bundestagsabgeordneter Andreas Lenz zu: „Eine sehr gute Rede. Beim Schex is imma schee.“ Pfarrer Martin Ringhoff befand: „Er hat genau die richtige Mischung getroffen aus poltischem Kabarett und Humoristischem. Da war für jeden was dabei.“ Und Altbürgermeister Jakob Schwimmer meinte gar: „Er hat die Ungereimtheiten und Verantwortung der neuen Politik genau herausgearbeitet. Da sei es ihm verziehen, dass er ein großer Freund der Grünen ist.“
Fraunbergs Bürgermeister Hans Wiesmaier schwärmte: „Intellektuell werde ich da zehn Jahre davon zehren.“ Weil Wirt Silbernagl künftig kürzertreten will, kündigte er an, dass es dieses Jahr das allerletzte Starkbierfest gewesen sei, worauf Erdings OB Max Gotz ihn schimpfte: „Schamst de ned, Done, so a Tradition sterben zu lassen.“
Auszüge aus der Fastenpredigt
Vor der Wahl haben de Schwarzn gsagt: Bürgergeld abschaffen, Heizungsgesetz rückgängig machen und Wirtschaft ankurbeln, dann miaß ma koane neia Schulden macha – a paar machans jetzt doch: 1000 Mlliarden Euro! In der Axenböck-Währung san des 120 000 neue Feuerwehrhäuser mit mindestens zehn Ausfahrten.
Des Gendern werd ja immer bekritelt, dabei is des total wichtig. Es macht scho an Unterschied, ob du im Baumarkt über a Leiter oder a Leiterin stolperst.
Aber mitm Feminismus übertreibns de Grüna scho. Zu uns is letzten Somma so a woke, grün angehauchte Radlfahrerin kemma und hod bei mir bsteut: „Ich möchte bitte eine Halbe Radlerin“. Darauf sog i: „Duad ma leid, a Radlerin kon i ned macha, weil mein Zapfhuhn kaputt ist.“